Viele Mitarbeiter eines Unternehmens - je nach Branche - dürfen sich mit Fug und Recht als Fachkräfte oder sogar Führungskräfte bezeichnen - oft mit einer sehr hohen berufsbildenden Qualifikation, bis zum Akademiker. Aufgrund des in den letzten Jahren stetig gestiegenen Bildungsgrades, einer sehr umfassenden und qualitätsorientierten Berufsausbildung und der beständigen Weiterbildung ist ein sehr hohes Niveau erreicht worden. Das zeigt sich auch in der kontinuierlich zunehmenden Verantwortungsbreite der einzelnen Funktionen im Unternehmen. Wir kennen in jeder Branche ausgewiesene Spezialisten wie auch übergreifend agierende Generalisten, strategisch- konzeptionell denkende (und handelnde) Mitarbeiter und operativ umsetzungsstarke Fachleute. Eine reine Unterscheidung zwischen hoch qualifizierten Fachkräften und Führungskräften wird aufgrund der oftmals flachen Hierarchien immer schwieriger - abgesehen von der objektiven Personalverantwortung sind diese Positionen immer vergleichbarer.
Diesem Wandel müssen Personalverantwortliche in der Ausstellung der Arbeitszeugnisse Rechnung tragen. Die meist 1 Din A 4 Seiten lange Kurzabhandlung, wie sie früher üblich war, reicht heute für die meisten Fachkräfte und Führungskräfte nicht mehr. Allein die Darstellung der Tätigkeiten und der Verantwortungsbreite der Funktionen nimmt sehr viel mehr Raum ein. Während wir noch vor einigen Jahren die Aufgabenbereiche mit circa 5 bis maximal 8 Aufzählungspunkten darstellen konnten, reicht heute eine halbe Seite oft nicht mehr aus. Dazu kommen noch Projekte und Sonder-/ Zusatzaufgaben, die jede Fachkraft oder Führungskraft wie selbstverständlich über das originäre Aufgabenfeld hinaus übernimmt. Außerdem verfügen die meisten Fach- und Führungskräfte über ein sehr umfassendes Wissen, das den Verantwortungsbereich im Detail umfasst und oft weit darüber hinausgeht. Wohlgemerkt: wir reden hier von Qualifikationen und Kompetenzen, die wichtig für ein auszustellendes Arbeitszeugnis sind und als unverzichtbares Zeugniselement berücksichtigt werden müssen.
Wir haben beispielsweise noch vor wenigen Jahren den Punkt “Selbstständigkeit” unter Arbeitsverhalten aufgeführt. Das ist heute für die meisten Angestellten eine so große Selbstverständlichkeit, die eine explizite Nennung im Zeugnis vom Leser unter Umständen als Verkehrung interpretieren könnte und somit vollkommen kontraproduktiv wirkt (gegenteilig ausgelegt werden könnte).
Im Resultat werden Arbeitszeugnisse nicht nur länger, sondern auch dezidierter und aussagekräftiger. Insbesondere für hoch qualifizierte Mitarbeiter und Führungskräfte, die ihre Arbeitsstellen nicht auf der Grundlage persönlicher Weiterempfehlungen wechseln, ist ein aussagekräftiges Dokument sehr wichtig. Es muss die Entwicklung im Unternehmen ebenso ausdrücken, wie eine umfassende Leistungsbeschreibung, einschließlich der besonderen Erfolge, zum Beispiel bei der Umsetzung von Projekten, in der maßgeblichen Mitwirkung an der Entwicklung von neuen Produkten oder Strategien wie auch zum Beispiel eine positive Unterstützung des Teams in einer wirtschaftlich schwierigen Lage oder anlässlich einer betrieblichen Umstrukturierung.
Bei expliziter Führungsverantwortung ist eine Darstellung der individuellen Führungsqualitäten ebenfalls unverzichtbar. Hier reicht nicht mehr ein: “Herr x verfügt über sehr gute Führungseigenschaften. Er begeisterte seine Mitarbeiter und führte sie stets zu sehr hohen Leistungen.” Die Aussagekraft dieser Formulierung lässt doch sehr zu wünschen übrig. Wie wäre es statt dessen mit: “In seiner Mitarbeiterführung delegierte und kontrollierte Herr x stets angemessen und gut durchdacht. Versiert unterstützte er sein Team in der selbstständigen Übernahme von Aufgaben, vermittelte klare Orientierungshilfen und ein stets förderliches Feedback. In Beurteilungs- und Zielvereinbarungsgesprächen löste er auch schwierige Fragestellungen, gab Anerkennung wie auch Optimierungshinweise und belohnte den gesamten Bereich für besondere gemeinsame Leistungen. Sein Team war immer hoch motiviert, leistungs- und ergebnisstark.”
Hier erkennen wir eine Fach- und Führungskraft, die sich in der Anwendung moderner Personalentwicklungsinstrumente sehr gut auskennt.
Fazit: ein zeitgemäßes Arbeitszeugnis für Fachkräfte und Führungskräfte unterscheidet sich heute wesentlich von den Zeugnissen, die noch vor ein paar Jahren vollkommen üblich waren. Eine größere Individualisierung und detailliertere Darstellung der Aufgaben, Verantwortungsbreite und des Könnens sind unabdingbar, wenn man ein Dokument mit Aussagekraft erstellen oder haben möchte.
Wir freuen uns, wenn Sie sich auf den nachfolgenden Seiten näher informieren und stehen Ihnen gern für Fragen und Anregungen zur Verfügung.