Analyse Arbeitszeugnis für Manager
Für den Laien und auch für weniger erfahrene Personaler kann es ziemlich schwierig sein, festzustellen, ob das vorliegende Zeugnis - sei es nun von einem Arbeitgeber oder selbst verfasst - fachlich korrekt und rechtssicher ist. Darüber hinaus würde man gern wissen, wie das Zeugnis auf andere wirkt und was ein Fachmann dazu sagt.
Wir haben für Sie wichtige Punkte zusammengestellt, die Ihnen zeigen können, was es an Prüfkriterien gibt und zu welchem Ergebnis man bei der Anwendung kommen kann. So können Sie Ihr Dokument selbst auf mögliche Fehler durchsehen und eine erste Einschätzung gewinnen. Bei einer nachhaltigen Unsicherheit empfiehlt sich die Konsultation eines personalwirtschaftlich erfahrenen Ansprechpartners, der zusätzliche Optimierungspunkte finden kann (Freunde, Nachbarn, Familienmitglieder oder Chat-Communities können nur sehr bedingt weiterhelfen und tragen oft zur weiteren Verunsicherung bei).
- Hat das Zeugnis die richtige Überschrift? (Zwischenzeugnis, Endzeugnis, Dienstzeugnis oder Referenz)
- Wurde bei der Ausstellung eines Zwischenzeugnisses Präsens verwendet und beim Endzeugnis das Präteritum?
- Ist das Zeugnis eventuell zu kurz? Je länger die Betriebszugehörigkeit und je höher die Position im Unternehmen, desto umfassender darf ein Zeugnis als Zeichen der Wertschätzung und unter Berücksichtigung der größeren Verantwortungsbreite sein
- Finden sich orthografische, grammatikalische oder syntaktische Fehler? Wurden Abkürzungen erklärt? Es sollten auch keine Flecken, Eselsohren, durchgestrichene Wörter / Passagen sowie andere Ausbesserungsversuche im Zeugnis sein. Das Erscheinungsbild muss dem eines offiziellen Dokuments (ähnlich einer Urkunde) angemessen sein
- ist das Zeugnis auf dem Geschäftspapier des Arbeitgebers ausgedruckt?
- Finden sich in der Einleitung alle persönlichen und arbeitsrechtlichen Informationen wie Name mit akademischem Titel, Geburtsdatum/-ort, Beginn und eventuell auch schon das Tätigkeitsende und natürlich die exakte Stellenbezeichnung?
- Wurde das Adressfeld auf dem Briefbogen ausgefüllt? Da es sich um einen Brief handelt, sollte das Feld frei bleiben.
- Ist die Stellenbeschreibung vollständig, nicht zu detailliert aber der auch nicht zu oberflächlich - also der Tätigkeit angemessen? Und: ist sie der Wichtigkeit nach korrekt geordnet?
- Gibt es größere Differenzen zwischen dem Ausstellungs- und Ausscheidedatum des Arbeitszeugnisses?
- Ist der Unterzeichnende mit vollständigem Namen, Ranghöhe und Kompetenz in der Unterschriftszeile gekennzeichnet?
- wurde die Leistung inhaltlich umfassend bewertet? Sind die beruflichen Kennzeichen einer Tätigkeit berücksichtigt? Also beispielsweise "Vertrauenswürdigkeit" und "Sorgfalt" in der Buchhaltung oder "Handeln mit Weitsicht und unternehmerischem Blick für Entwicklungen" bei einem Manager?
- Wenn Selbstverständlichkeiten oder Nebensächlichkeiten wie “Pünktlichkeit” erwähnt oder besonders anerkennend hervorgehoben wurden, sollten Sie sehr aufmerksam werden: hierbei kann es sich um eine bewusste sprachliche Negierung bzw. Abwertung durch besondere Herausstellung handeln
- Entdecken Sie Einschränkungen? Bei Ausdrücken wie “auf Messen repräsentierte er unser Unternehmen immer gut” könnte auch implizieren, dass der Manager es sonst nicht tat. Wichtig ist hierbei der Kontext.
- wurden die persönliche Entwicklung im Unternehmen und die gesamte Beschäftigungszeit dargestellt? Verweise auf Zwischenzeugnisse sind in einem Endzeugnis nicht erlaubt
- Wird der Beendigungsgrund richtig und vollständig aufgezeigt? Es ist für den Leser unbedingt wichtig zu erkennen, ob es sich um eine arbeitgeberseitige oder arbeitnehmerseitige Kündigung handelt. Kritisch sind insbesondere arbeitgeberseitige Kündigungen, wenn man nicht herausstellt, dass sie zum Beispiel aufgrund einer unumgänglichen betrieblichen Reorganisation ausgesprochen wurden.
- Sind alle Leistungsvariablen wie Leistungsbereitschaft, Erfahrungen und Fachwissen, Weiterbildungen / Fortbildungsbereitschaft, Arbeitsstil, Arbeitserfolg und Arbeitsergebnisse, herausragende Erfolge, Führungsverhalten benannt?
- Wurde die Gesamtpersönlichkeit des Managers dargestellt, inklusive seiner individuellen Stärken?
- Findet sich eine übergeordnete Beurteilung wie “seine Leistungen fanden jederzeit unsere vollste Anerkennung" ?
- Wie kann man die einzelnenen Leistungsnoten aufschlüsseln? (mehr dazu finden Sie auch hier)
- sind die Grundelemente eines qualifizierten Arbeitszeugnisses vollständig?
Im Überblick sind dies: Überschrift (Arbeitszeugnis/ Zwischenzeugnis), Einleitung mit ggf. Kurzbeschreibung der ersten Tätigkeit, Beruflicher Werdegang und kurze Darstellung der einzelnen Aufgaben / Funktionen. Dann sollten Angaben folgen zu: Einsatzbereitschaft und Engagement, Fachkenntnissen und besondere Kompetenzen, Weiterbildungsengagement, Handlungsstrategien, Ergebnisse und besondere Erfolge, Führungsfähigkeiten, die Gesamtbeurteilung / Zufriedenheit des Arbeitgebers und abschließend das Sozialverhalten (intern und extern) sowie die Schlussformulierung mit Grund des Ausscheidens, Dankes- und Bedauernformel sowie gute Wünsche für die Zukunft; Ort und Ausstellungsdatum und die Unterschrift des Zeugnisausstellers mit Funktion vervollständigen das Dokument
Wir freuen uns, wenn Sie sich auf den nachfolgenden Seiten - gern auch unter Personalentwicklungsberatung oder Arbeitszeugnis-Profi näher informieren und stehen Ihnen gern für Fragen und Anregungen zur Verfügung.